Das Mediensterben ist eine Chance für Gemeinden
Der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried hat sich jüngst gegenüber dem Klein Report, einem Mediendienst für die Kommunikationsbranche, über das jüngste Beben im Schweizer Medienmarkt geäussert: Die Redaktionen von Berner Zeitung und Bund werden zusammengelegt, die beiden Marken sollen aber erhalten bleiben. Er nennt es im Interview «ein langsames Sterben».
Der Autor, der früher selbst für die Berner Zeitung gearbeitet hat, erinnert sich an die damalige Konkurrenzsituation, der «Berner Blick» gegen den abgehobenen «Bund», den Wettlauf um die Gunst der Menschen mit Geschichten aus der Stadt, der Region und dem Kanton. Die Zeitung gehörte damals noch zur Pflichtlektüre am Morgen und zur Individualität der Menschen.
Heute ist alles anders. Konzerne bestimmen die Medienlandschaft, die überall wachsen und investieren, jedoch nicht im Journalismus. Kleine Pflanzen wie die Republik gedeihen derweil im Schatten.
Von Graffenried spricht im Interview über eine Medienförderung der öffentlichen Hand durch die Finanzierung eines Basisangebots, das kostenlos zur Verfügung stehen soll. Das können die Gemeinden gleich selbst übernehmen, denn mittlerweile sind die Gestehungskosten für den Aufbau einer nötigen Infrastruktur klein und gut planbar. Es braucht den Lokalhistoriker neu als Teil eines Teams, das sich um die News der Gemeinde kümmert, nicht im Sinne einer PR-Abteilung, sondern des lokalen Geschichtenerzählens. Damit kann die Gemeinde – je nach Strategie – auch Nachwuchsförderung betreiben, Lehrstellen anbieten oder Tagesstrukturen für kommunikativ begabte Menschen, die aus dem ersten Arbeitsmarkt gefallen sind. Vor allem aber kann sie das erworbene Vertrauen durch die Führung einer eigenen Medienmarke weiter stärken, denn gut informierte Einwohnerinnen und Einwohner stärken die Demokratie auf allen Ebenen des Staates.
Das Mediensterben ist darum eine Chance, das Heft in die eigene Hand zu nehmen und lokale Medienstrukturen zu schaffen, in der die Gemeinde, ihre Menschen, ihr Gewerbe und ihre Industrie zu den Helden des Alltags werden. Nicht die Pseudostars, die einem Entertainment-Konzerne vorsetzen.
#Medien #News
Text: Bruno Habegger